Ein Bürger zweier Welten 

 

Leben schafft Form. Leben ist ein natürlicher, evolutionärer Prozess, in dem sich Reihen von Gestalten fortlaufend formen. Diese Gestalten sind Teil eines organisierenden Prozesses, der Emotionen, Gedanken und Erfahrungen zu einer Struktur einkörpert. Es ist diese Struktur, wiederum, die den existentiellen Ereignissen dann eine Ordnung gibt.

Die Gestalt jedes einzelnen Menschen ist seine Verkörperung in dieser Welt. Wir sind einerseits der Leib, den wir erben, - derjenige, der uns lebt - und wir sind andererseits ein persönlicher Leib, - derjenige, den wir leben und durch willentliche Einflussnahme formen.
Wir sind Bürger zweier Welten, verwurzelt im Belebten, Unsterblichen und Zeitlosen.

Gestalten zeugen von protoplasmischer Geschichte. Moleküle und Zellen organisieren sich in Gruppen und diese anschliessend in Schichten, Röhren und Beuteln. Sie geben dem flüssigen Leben Struktur und schaffen die Voraussetzungen für menschliches Bewusstsein. Durch die Aktivität des Lebens wächst eine persönliche menschliche Gestalt, eine die durch ihre Reaktionen auf die Herausforderungen und den Stress des Lebens verändert wird.

Formative Psychologie™ basiert auf dem evolutionären Prozess, durch den das Leben ständig die kommenden Reihen von Gestalten formt: von der Geburt an, durch das Stadium der Reife hindurch, bis ins hohe Alter. Bei der Empfängnis wird jedem Menschen ein biologisches und emotionales Erbe gegeben, aber nur durch willentlichen Einsatz kann dieses konstitutionell Gegebene sein Potential erfüllen, das darin besteht, ein persönliches Leben zu formen. Gefühl folgt Form. Der kleinste willentliche Einsatz setzt den Prozess von Selbst-Kontakt in Gang.
Er bringt die existentielle Wahrheit der eigenen unmittelbaren persönlichen Erfahrung in den Vordergrund, anstelle von Ideen, mentalen Konzepten oder fremden Vorstellungen über angemessenes Verhalten und angemessene Handlungen. Wenn individuelle Identität in somatischer Realität gründet, können wir sagen: "Ich weiss, wer ich bin, dadurch, wie ich mich selbst erfahre."

Das Geschenk kortikaler Funktion macht willentliche Teilnahme in unserem Leben möglich.
Durch willentliche Einflussnahme können Unterscheidungen in einem allgemeinen Erfahrungsmuster gemacht werden. Die willentliche Funktion wird durch Praxis im Laufe der Zeit gelernt. Diese Praxis des Formens schreitet fort vom Einfachen zum Komplexeren. Hierdurch werden Muster etabliert, die eine gewisse Dauer haben. Auf diese Art und Weise wächst ein innerer Dialog, der unserem Leben eine persönliche und heilige Dimension gibt.

Durch Übung und Verpflichtung können wir auf unser verkörpertes Leben einen gewissen Einfluss nehmen. Die Art und Weise, wie wir unsere eingeborenen Handlungsmuster fördern oder hemmen, schafft eine persönliche Autonomie, die die Möglichkeit bietet, Vergangenheit und Gegenwart zu transzendieren und sich auf die Zukunft hin zu orientieren.

 

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