Eine neue Vision für somatische Psychologie

 

Die Formative PsychologieR ist im evolutionären Prozess verankert, durch den das Leben fortwährend die nächsten Serien von Formen bildet: von der Geburt, durch die Reife hindurch bis zum hohen Alter. Bei der Geburt wird jeder Person ein biologisches und emotionales Erbe mitgegeben, jedoch nur durch willentlichen Einsatz schöpft ein Mensch das Potential aus, ein persönliches Leben zu formen. Form erzeugt Gefühl. Wenn individuelle Identität in somatischer Realität gegründet ist, können wir sagen: „Ich weiß wer ich bin, durch die Art und Weise, wie ich mich erfahre. 

Die Formative Psychologie™ vermittelt sowohl eine Philosophie als auch eine Methode, wie wir mit unserem Leben arbeiten können. Wir lernen unsere emotionale und instinktive Vitalität zu regenerieren, unseren Körper einzuwohnen und unsere Erregung und emotionale Lebendigkeit einzukörpern. Das Ziel formativer Übung besteht darin, den Alltag zum Üben zu nutzen, präsent zu sein und ein erwachsenes Selbst und eine erwachsene Realität zu schaffen. Ich gehe von der Premisse aus, dass jeder von uns als Erwachsener empfangen worden ist und dass wir diesen Erwachsenen, der wir gemeint sind zu sein, wachsen lassen können. 

Jeder von uns befindet sich sich in einem fortlaufenden Prozess, innerhalb dessen wir unsere erwachsene Realität formen, stabilisieren und umformen. Dieser Prozess von Formen und Umformen geschieht durch die Motilität des Gewebes und zwar durch fortwährende Expansion und Kontraktion – ein Reflex, der eine ununterbrochene Kette durch unser gesamtes Leben bildet. Pulsation ist ein wesentlicher Ausdruck unseres hormonellen und emotionalen Lebens. Der Prozess des Pulses – wie zum Beispiel der Herzschlag – ist entscheidend für die Aufrechterhaltung unserer Körperform und –entwicklung. Ein fortlaufender Puls organisiert Erregungszyklen. Wenn die Pulsation gehemmt oder überstimuliert wird, so ändert sich unser somatisches, emotionales und mentales Leben. 

In der Übung des Formens arbeiten wir mit den Pulsationsmustern des Soma und stellen den natürlichen Rhythmus und die natürliche Vitalität des Körpers wieder her. Die Bereiche des willentlichen Managements im Gehirn werden dabei genutzt und durchlaufen einen Wachstumsprozess.

Die Formative Psychologie™ verfügt über eine Methodologie, die ich die „Verkörperungsübung“ nenne. Innerhalb der Verkörperungsübung wird der willentliche Bereich des Gehirns angesprochen, um mit den reflexhaften, unwillkürlichen somatischen Funktionen zu arbeiten. Das Gehirn kann sowohl Verhaltensmuster vorgeben, als auch ein Bild seines eigenen Körpers bilden, so dass es eine Beziehung mit sich selbst haben kann. Es ist von grundlegender Bedeutung verkörpert zu sein und den eigenen Körper dadurch zu formen, dass die Stadien somatischer Existenz gelebt werden.

Die Verkörperungsübung beginnt damit, dass wir das, was auch immer wir als unsere gegenwärtige somatisch-emotionale Haltung erkennen, verstärken. Dieses Verstärken zielt darauf ab, das Muster unserer Weise präsent zu sein, deutlicher zu machen - zusammen mit den begleitenden Bildern, Erinnerungen und Gedanken. Wir können das, was wir durch willentlichen Einsatz getan haben, dann desorganisieren. Hierdurch lernen wir, einen gewissen Einfluss auf das was wir tun zu nehmen. Dies hilft uns dabei, auf den Reflex oder die unbekannten Strukturen einzuwirken, die für uns bisher unzugänglich waren. Dieser Vorgang ähnelt dem Wurf eines Kiesels ins Wasser, der dann Ringe von Reaktionen hervorruft. Innerhalb dieser Sequenz werden wir damit vertraut, wie wir unsere Handlungen organisieren und wie wir unser Gehirn gebrauchen können, um unsere Reaktionen und Gefühle zu beeinflussen. Sinn und Zweck der Arbeit mit den Übungen ist es, ein erwachsenes Soma und Gehirn zu formen, sowie eine erwachsene Emotionalität in gesellschaftlichen Beziehungen.

In der Arbeit geht es nicht lediglich darum, mit den alten Strukturen vertraut zu werden und zu lernen, wie wir diese desorganisieren können, vielmehr geht es ebenfalls darum, für den Umgang mit gegenwärtigen und zukünftigen Situationen über ein Handwerkszeug zu verfügen.

Die Übungen werden langsam, Schritt für Schritt getan, indem wir „Rahmen“ schaffen. Dadurch können wir das eigene Tempo entdecken, die somatische Betäubung kompensieren und werden mit der Empfindung des Pulsmusters vertraut, die das Formen und Auflösen begleitet. 

Somatisch auf diese Weise mit sich zu arbeiten, bewirkt eine Veränderung sowohl im Erkennen als auch im Erfahren der Weise, wie wir uns organisieren: um präsent zu sein, um Probleme zu lösen und um neue Ausdrucksformen auszuprobieren. Darüberhinaus wird hierdurch ein Dialog zwischen Körper und Gehirn organisiert, der unsere Muster von Sinngebung und Ordnung-Schaffen verändert. Wir beginnen unser Schicksal zu leben, unser somatisches Erbe. Wir werden selbst fähig, unseren Erwachsenen und seine Beziehungen zu formen.


Formative Methodologie
Die Verkörperungsübung

Nur wenige Menschen wissen, dass ihre somatisch-emotionale Präsenz Ergebnis eines komplexen Organisierens ist, das üblicherweise unbewusst verläuft. Die Methode der formativen Übung ist dazu bestimmt, die Sequenzen des Organisierens und Desorganisierens somatisch-emotionaler Formen deutlich und beeinflussbar zu machen. 

Die Verkörperungsübung basiert auf dem pulsatorischen Reflex von Expansion und Kontraktion. Sie umfasst fünf Schritte:

1.    Worin besteht unsere somatische Situation? Organisiere das muskuläre Muster.
2.    Intensiviere das Muster, um die emotionale Haltung deutlich zu machen.
3.    Bau die intensivierte emotional-muskuläre Haltung ab.
4.    Pause. Gib der pulsatorischen Antwort eine Fassung.
5.    Organisation neuer Muster

Die Schritte zwei und drei – mit willentlichem Einsatz getan – machen es möglich, unbewußtes Verhalten zu beeinflussen. Wenn wir üben, die Intensität der muskulären emotionalen Form zu verstärken und zu vermindern, erzeugen wir bestimmte Empfindungen und Gefühle. Diese Übung - unter willentlichem Einsatz - läßt die kortikale Funktion wachsen, reflexhafte Reaktionen zu beeinflussen, indem sie sie persönlich macht. Der sich dabei ergebende Dialog zwischen Körper und Gehirn bewirkt ein Wachstum unseres persönlichen somatischen Erwachsenen.

Die Verkörperungsübung ist ein mächtiges Handwerkzeug, das dabei hilft, alte somatische Traumata umzuorgansieren und somatische Lösungen für Probleme zu formen. Ihr vordringlichster Zweck besteht jedoch darin, die Erfahrung des Wachsenlassens einer persönlichen somatischen Identität fortzusetzen, auszuweiten und umzuorganisieren. So kann die Übung zum Beispiel dabei helfen, eine Verkrampfung zu erkennen, die um das Herz herum besteht - diese dann umzuorganisieren, so dass eine Flut von warmem Blut freigesetzt wird, die uns ermöglichen mag, wieder zu lieben. Diese Wärme mag auch dazu genutzt werden, eine Liebesbeziehung persönlich zu machen und bestehende Bindungen zu vertiefen.

In der Lage zu sein die Intensität unserer Reaktion zu beeinflussen ist nicht gering zu achten. Es gibt keine stereotype Art die Übungen zu tun – keine Notwendigkeit hierbei etwas zu leisten. Wichtig ist, wie wir von unserem Tun lernen. Ich empfehle für die Übungen ein langsames rhythmisches Tempo. Das hilft uns, eine Phase einzufrieren und einen Rahmen zu schaffen, die Form zu halten, so dass wir die Veränderung in der Form und im Gefühl schmecken können. Dies ist wichtig in Bezug auf Selbstregulierung und Erfahrung von Identität.

Die Arbeit besteht darin, den Prozess des tiefen Pulses mit Form und Ausdruck zu verknüpfen, so dass das instinkthafte und persönliche somatische Selbst vertieft werden. Die Übungen sind Wege, die uns dabei helfen, unsere somatisch-emotionale Identität kennen zu lernen und – wenn wir dies wünschen – den Zustand in dem wir sind, zu verändern, um anders hier zu sein. So werden Probleme wirklich gelöst. Die Arbeit ist also ein Prozess, der dabei hilft, ein grundlegendes somatisches erwachsenes Selbst zu bilden, das uns ein wahrhaftiges Empfinden unserer Identität gibt, ein somatisches Heilsein bewirkt und Realität schafft.

Die Verkörperungsübung legt den Akzent auf den Alltag als Übung des Formens. Dadurch wird das erwachsene Selbst eingekörpert. Sie ruft einen Reflex hervor, der Expandieren, Sammeln, Auseinandernehmen, Wiedereinsammeln, Umorganisieren, Wachsen und Formen umfaßt.

Das Bedürfnis uns zu formen, ist ein grundlegendes Verlangen, das Optimismus, Hoffnung und Nächstenliebe erzeugt. Die Fähigkeit, sich diesem Prozess zu verpflichten, indem wir den Kortex des Gehirns gebrauchen, gibt unserem Leben etwas, worauf wir uns beziehen können. Das erzeugt Befriedigung.

 

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